sonstiges

Fachjargon

Innerhalb der Badmintonszene haben sich zwecks einfacher Verständigung unter Spielern und Trainern zahlreiche Begriffe entwickelt, um badmintonspezifische Sachverhalte zu bezeichnen:

Bratpfannengriff 

Anfänger-Schlägerhaltung, bei der Rückhandschläge fast unmöglich sind. Wird in Ausnahmefällen beim Töten oder Wischen benutzt.

China-Sprung 

Schlag im seitlichen Sprung und Landung nicht im Umsprung, sondern Bein auf Schlaghandseite fängt den Sprung ab.

Heben 

Spiel am Netz: Leichtes Anheben des Balles, so dass er ohne zu Trudeln so knapp wie möglich über die Netzkante fliegt.

IGEA 

I soliert gespannte erregte Aktionsbereitschaft: Grundhaltung eines Spielers, in der er den gegnerischen Ball erwarten soll.

Pinzettengriff 

Schläger wird mit den Fingerspitzen gehalten. Bevorzugte Schlägerhaltung beim Spiel am Netz, besonders beim Stechen.

Stechen 

Der Ball wird beim Spiel am Netz mit einer ruckartigen Vorwärtsbewegung ins Trudeln gebracht und dabei so knapp wie möglich über das Netz befördert. Durch das Trudeln ist er für den Gegner nur schwer zu kontrollieren.

T (T-Punkt) 

Sinnbild für die vordere Aufschlaglinie in Verbindung mit der Mittellinie. Der T-Punkt ist der Kreuzungspunkt beider Linien. Ca. eine Schrittlänge dahinter befindet sich die Grundposition (ideale Ausgangsposition zur Erwartung des gegnerischen Balles).

Töten 

Beenden des Ballwechsels durch schnelle, peitschenartige Bewegung des Schlägers vorne am Netz, der Ball wird steil nach unten geschlagen.

Wischen 

Eine Variante des Tötens, bei der man, um das Netz nicht zu berühren, den Ball mit einer schnellen scheibenwischerähnlichen Bewegung trifft.

Wissenswertes

Badminton kann als eine der Sportarten angesehen werden, die höchste Ansprüche an den Spieler stellt. Um auch auf hohem Niveau siegreich sein zu können, werden ihm nicht nur körperliche Fähigkeiten unterschiedlichster Prägung abverlangt, sondern auch besondere geistige und charakterliche Voraussetzungen. Das in der Badminton-Szene viel zitierte, oft vereinfacht oder unvollständig wiedergegebene Zitat von Martin Knupp , einem Autor vieler Badminton-Lehrbücher, soll dies verdeutlichen:

„Ein Badmintonspieler sollte verfügen über die Ausdauer eines Marathonläufers, die Schnelligkeit eines Sprinters, die Sprungkraft eines Hochspringers, die Armkraft eines Speerwerfers, die Schlagstärke eines Schmiedes, die Gewandtheit einer Artistin, die Reaktionsfähigkeit eines Fechters, die Konzentrationsfähigkeit eines Schachspielers, die Menschenkenntnis eines Staubsaugervertreters, die psychische Härte eines Arktisforschers, die Nervenstärke eines Sprengmeisters, die Rücksichtslosigkeit eines Kolonialherren, die Besessenheit eines Bergsteigers sowie über die Intuition und Phantasie eines Künstlers.
Weil diese Eigenschaften so selten in einer Person versammelt sind, gibt es so wenig gute Badmintonspieler.“

Diese metaphorisch formulierten Ansprüche werden, zumindest was die körperliche Fitness betrifft, durch einen wissenschaftlich nicht bestätigten Vergleich dänischer Sportjournalisten untermauert. Verglichen wurde das Badminton-WM-Finale von 1985 in Calgary zwischen Han Jian (China) und Morten Frost (Dänemark) mit dem Tennis-Endspiel von Wimbledon im gleichen Jahr zwischen Boris Becker und Kevin Curren. Die Analyse beider Spiele liefert interessante Hinweise auf die Belastung bei beiden Sportarten [2]:

 

Tennis: Becker – Curren

Badminton: Han – Frost

Ergebnis

6:3, 6:7, 7:6, 6:4

14:18, 15:10, 15:8

Gesamtdauer

3 Std 18 min

1 Std 16 min

Reine Spielzeit

18 min (= 9 %)

37 min (= 48 %)

Ballwechsel

299

146

Ballberührungen (Schläge)

1004

1972

Ballberührungen pro Ballwechsel

3,4

13,5

Gelaufene Strecke

ca. 3,2 km

ca. 6,4 km

Bemerkenswert ist hierbei die Tatsache, dass die Badmintonspieler in weniger als der halben Spieldauer etwa doppelt so viel liefen und etwa doppelt so viele Ballberührungen hatten. Dies ist allerdings vor dem Hintergrund der Tatsache zu sehen, dass Rasentennisspiele wie das hier zum Vergleich herangezogene Wimbledon-Finale in dieser Beziehung für die Sportart Tennis eher untypisch sind. Besonders bei aufschlagstarken Serve&Volley-Spielern wie Becker und Curren sind auf diesem Belag die Ballwechsel und damit die Laufwege extrem kurz, und die körperliche Belastung ist entsprechend niedrig.

Varianten

In den letzten Jahren haben sich, zum Teil aus kommerziellem Interesse, einige Varianten des Badmintonsports gebildet:

Beachminton  

Beachminton (engl. „beach“: Strand) wurde 1997 erfunden und wird im Sand ausgetragen. Damit das Spiel auch außen, vornehmlich am Strand, ausgetragen werden kann, ist der Spielball im Vergleich zum Badmintonball deutlich weniger windanfällig.

Speedminton  

„Speedminton“ ist der Markenname der Sportart Speed Badminton und wird von der Berliner Firma Speedminton GmbH hergestellt und vertrieben. Ziel war es auch hier, eine Badmintonvariante zu entwickeln, die im Freien gespielt werden kann. Gespielt wird mit einem Schläger ähnlich dem Squash-Schläger, einem wenig windanfälligen Ball (dem so genannten Speeder) und ohne Netz. Die beiden Feldhälften liegen 23,8 Meter auseinander; durch andere Flugeigenschaften und anderes Equipment vermischen sich bei Speedminton neben Elementen des Badmintons auch Aspekte des Squash und Tennis.

 

Die Speedminton-Bälle sind kleiner, aber dafür massiver als normale Badmintonbälle. So genannte Matchbälle, das heißt Bälle, die speziell für Wettkämpfe hergestellt wurden, erreichen im Idealfall bis zu 290 km/h. Eine Variante dieses Spiels heißt Blackminton und wird in einem dunklen, mit Schwarzlicht ausgeleuchteten Raum gespielt. Zu sehen sind Spielgerät, Feld und Spieler durch die Benutzung von fluoreszierenden Materialien und Farben. Um die Bälle zum Leuchten zu bringen, werden so genannte Speedlights, ähnlich Knicklichtern beim Angeln, in die Kappe geladen.

Quellen

  1. Erklärung zur Rallypoint-Zählweise bei badminton.de
  2. Belastungsvergleich bei worldbadminton.com

Siehe auch

Literatur

  • Bernd-Volker Brahms, Handbuch Badminton, Meyer & Meyer, Aachen 2009, ISBN 978-3-89899-428-6
  • Bernd-Volker Brahms, Badminton Handbook (in Englisch), Meyer & Meyer, Aachen 2010, ISBN 978-1-84126-298-7
  • Martin Knupp: 1011 Spiel- und Übungsformen im Badminton.Hofmann, Schorndorf 1996 (6. Aufl.), ISBN 3-7780-6316-2
  • Hans Werner Niesner, Jürgen H. Ranzmayer: Badminton – Training, Technik, Taktik. Rowohlt, Reinbek 1985, ISBN 3-499-17042-6
  • Michael Dickhäuser: Badminton Tips & Tricks. Aktiv, Stans 1998, ISBN 3-909191-10-X
  • Klaus Fuchs, Lars Sologub: Badminton. Technik. Taktik. Training. Falken, Niedernhausen 1996, ISBN 3-8068-0699-3
  • Martin Knupp: Badminton-Praxis. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-18629-2
  • Wend Uwe Boeckh-Behrens: Badminton heute. intermedia, Krefeld 1983, ISBN 3-9800795-0-3
  • Detlef Poste, Holger Hasse: Badminton Schlagtechnik.SMASH, Velbert 2002, ISBN 3-9808183-0-6
  • Marcus Busch: Badminton Schlagtechnik-Übungen.SMASH, Velbert 2003, ISBN 3-9808183-1-4
  • Martin Knupp: Badminton verständlich gemacht.Copress, München 1993, ISBN 3-7679-0392-X
  • Barbara Engel: Badminton-Handbuch – Grundlagentraining mit Kindern. Nürtingen 1992, ISBN 3-928308-01-7

Weblinks

Verbände

Regelwerke und Trainingstipps